IS-Rating: Planungssicherheit durch transparente Qualität

Nutzendefizit

Ein Informationssystem dient einem bestimmten Zweck, dessen vollständige Erfüllung man als Nutzenideal bezeichnen kann - das „was man braucht“.
Soweit man dieses genau kennt, ergibt sich das „was man will“.
Soweit man dieses präzise beschreibt, ergibt sich das „was man verlangt“.
Soweit man etwas passendes findet oder erstellt, ergibt sich das „was man bekommt“.
Soweit man dieses dann nutzt, ergibt sich das „was man nutzt“.

Ein Informationssystem wird also unter wirtschaftlichen Rahmenbedingungen das Nutzenideal niemals vollständig erfüllen. Mit Nutzendefizit bezeichnen wir das „was fehlt“, also die Differenz zwischen dem „was man braucht“ und dem „was man nutzt“. Es beruht damit auf der Unkenntnis dessen, „was man braucht“, und auf bewussten Entscheidungen.
Ein Teil des Nutzendefizits ist also fast immer unbekannt.

Das Nutzendefizit ist ein Maß für den Grad der Zielerreichung (Effektivität) des Informationssystems.

Informationssysteme haben üblicherweise keinen Handelswert. Die Aufwendungen für ihre (An-)Schaffung sind also für die Beschaffung eines besseren verloren. Daher ist das Nutzendefizit ein wesentlicher Bestandteil der Opportunitätskosten des ausgewählten Informationssystems. Es umfasst u.a. zweckmäßige Funktionalitäten,

  • die bei der Erstellung des Lasten- oder Pflichtenheftes übersehen wurden,
  • auf die wegen zu hoher Kosten verzichtet werden musste.

Es umfasst aber auch viele weiche Faktoren, wie z.B.

  • eine nicht optimale Produktivität wegen Schwächen bei der Bedienfreundlichkeit,
  • weniger Kunden wegen der Performanz im Online Shop,
  • Kosten für Nebenbuchhaltungen wegen geringem Vertrauen der Anwender in das System.

Das „was man braucht“ für den Zweck eines Informationssystems verändert sich mit der Zeit z.B. durch Änderungen von Gesetzen oder am Markt, die zu neuen zweckmäßigen Anforderungen führen. Dadurch verändert sich direkt das Nutzendefizit. Sofern diese Veränderungen erkannt werden, kann das Nutzendefizit durch eine Anpassung des Informationssystems wieder verringert werden.

Die Höhe des Nutzendefizits ist unabhängig davon,
wie gut man es messen kann - es ist immer größer als man denkt.

Entscheidend ist einzig, ob es ein Informationssystem für den gleichen Zweck mit einem geringeren Nutzendefizit geben kann - z.B. bei einem Wettbewerber.

Vergleich von Informationssystemen

Eine besondere Bedeutung bekommt das Nutzendefizit als Teil der Gesamtkosten bei Vergleich und Auswahl von Informationssystemen für einen bestimmten Zweck. Dabei ist dessen absolute Höhe unwichtig.

Erhöht sich das Nutzendefizit z.B. durch eine gesetzliche Änderung, sollte dieses durch eine Änderung des Systems ausgeglichen werden, falls die damit erreichbare Senkung des Nutzendefizits die Änderungskosten übersteigt.
Durch die Berücksichtigung des Nutzendefizits in den Gesamtkosten werden also auch solche Systeme vergleichbar, bei denen sich nicht jede Änderung in jedem System rechnet. Ein System, bei dem sich eine Änderung nicht rechnet, kostet also mehr, als ein System, das verändert wird, obwohl nur bei letzterem Ausgaben anfallen.

Fazit

Das Informationssystem mit den durchschnittlich niedrigsten Kosten für Änderungen, d.h. mit der höchsten dynamischen Qualität, ist das System mit den niedrigsten Gesamtkosten, selbst wenn es die höheren Ausgaben erfordert, weil diese durch ein geringeres Nutzendefizit mehr als ausgeglichen werden.
Die Auswahl des Informationssystems mit den geringsten Gesamtkosten (inkl. Nutzendefizit) erfordert also eine Bewertung der dynamischen Qualität.

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